RG Mecklenburg: Welstreffen 2012 aus eigener Sicht

erhalten von Harald Burkard, Zirndorf
überarbeitet von Ingo Seidel, Seefeld

Abfahrt: Freitag 06:30 Uhr. Zuerst noch Ernst SCHMIDT in Neuendettelsau holen.
Klar, dass man hier nicht reinkommt, das Gepäck schnappt und wieder rausläuft.
“He, willsd an Kaffeee? Ingrid mach a mol an Kafeee füän Harry.“ – „Geh mol mied, ich muss dä wos zeing.“ Mit einem Kaffee in der Hand wird erst mal der faszinierende Teil der Wohnung bestaunt.

 
 
Noch mal die Technik checken und dann, nach einer Dreiviertelstunde, geht’s erst weiter. Weiter zu Robert nach Baiersdorf. Das gleiche nochmal, nur doppelt so viel. Hier darf/muss gefrühstückt werden, Anlage durchschauen, was sich seit dem letzten Besuch geändert hat, die neuen LED-Lampen geben echt was her, Fische stehen, Technik läuft, weiter geht’s. Alles ins Auto schlichten, wo kommen die gebrannten Höhlen hin? Kann ich da noch oben auf meinen Rucksack was legen? Vorsicht, ich hab da einen Lap drin! Noch mal kurz für kleine Jungs und ab geht’s. Wir kommen dieses Mal sehr gut durch und sind bereits nachmittags gegen 14:30 Uhr an unserem ersten geplanten Stopp in Seefeld bei Berlin. (A10, Ausfahrt 2). Gerolf Jander, Chef des Zierfischgroßhandels aqua-global, gewährt den angemeldeten Freunden des Mecklenburger Welstreffens alljährlich eine Besichtigung seiner großen Anlage.
Gerolf JANDER aqua-global

Gerolf JANDER aqua-global

Clarias im Untergrund

Clarias im Untergrund

 

Beim Durchsehen einiger Becken im unteren Bereich bemerkte ich dann „aus dem Augenwinkel“ eine Bewegung an einer Stelle, an der sich eigentlich nichts bewegen kann, weil da gar kein Aquarium steht. Tja, manchmal ist der Fundort eines Welses interessanter als der Wels selbst. Da schwimmt doch tatsächlich ein ca. 20 – 25cm großer gelb-schwarz gescheckter Clarias in den Abwässerkanälen der Anlage umher. Da die Abdeckgitter der Kanäle aber nur einen Spalt von ca. 1 cm Breite aufweisen, muss der „Kollege“ wohl als kleines Tier schon in die Katakomben der Anlage gekommen sein und scheinbar ließ er es sich dort recht gut gehen. Beim genaueren Hinsehen entdeckte man auch genügend Futter in den lang gezogenen flachen Kanälen .
Weiter ging es die A11 hoch und dann über die A20 hinüber in Richtung Rügen.
Etwa ab Höhe Greifswald geht es für uns aus einem wichtigen Grund schon seit ca. 10 Jahren auf der Landstraße weiter. Unser zweites wichtiges Zwischenziel heißt „De Fischer un sin Fru“, eine kleine Fischgaststätte am Hafen der Gristower Wiek. Hier gibt es je nach Saison frisch gefangenen Fisch. Und weil jeden Tag was anderes gefangen wird, kann es auch keine Speisekarte geben. Die aktuellen Gerichte des Tages werden einfach auf Tafeln vor der Gaststätte angeschrieben. Inzwischen haben wir wohl auch den Junior der Gaststätte mit den Aquarien angesteckt. Ein Becken zwischen Gaststätte und Räucherhütte, bestückt mit einheimischen Fischen, begeistert seit bereits über einem Jahr Gäste, vor allem Kinder und naturkundlich Interessierte.
De Fischer un sin Fru

De Fischer un sin Fru



 
 

 
 
Joachim KNAAK und Peter DEBOLD beim Fachsimpeln

Joachim KNAAK und Peter DEBOLD beim Fachsimpeln

Und so kommt es, dass es bereits am ersten Tag trotz des frühen Aufbruchs spät wird, bis wir endlich einchecken im Jagdhof Negast.
Noch was trinken mit den meist bekannten und lange nicht gesehenen Freunden und Kollegen (Auch alle weiblichen Gäste sind hiermit gemeint) quatschen, reden, snacken, bis es wirklich spät ist und dann erst mal schlafen gehen.

Am Samstag nach dem wie immer sehr guten und erwähnenswertem Frühstück ging es dann mit dem ersten Vortrag von Erik SCHILLER, „Panzerwelse 2011, Neues und Bekanntes“ los.
Aspidoras-Arten und … sorry, war noch nicht ganz wach.

Elko KINLECHNER konnte den Zuhörern über die Nachzucht von Spectracanthicus murinus und Pseudolithoxus dumus berichten. …, sorry, … immer noch nicht ganz „auf der Höhe“.

U. MACHOLDT konnte uns für Natur und Landschaft Ungarns, so zum Beispiel den Kiss Balaton (Kleiner Balaton) und das Thermalbad Heviz begeistern. In der Nähe seines Campingplatzes hielt man alte Haustierarten. So konnten u.a. auch Bilder von Wollschweinen, Nackthalshühnern,einem Puter, und einem ungarischen Graurind gezeigt werden. Auch die wildlebende Vogelfauna hatte einiges zu bieten.
Aber natürlich ging es dann hauptsächlich um die Fische im Thermalbad, die sich am leichtesten in den Ausflusskanälen des Thermalbades fangen ließen – eine Kunst, die U. Macholdts Sohn, wie auf einem der Bilder einwandfrei dokumentiert, sogar einhändig beherrschte. Die gefangene Art kann vermutlich der Spezies Gambusia holbrooki zugeordnet werden. Zu Hause in den Aquarien ihres Fängers zeigten die Tiere ein recht aggressives Verhalten gegenüber anderen Fischen, so dass sie in Artbecken gehalten werden mussten.

Etwas verspätet , nach einer kurzen Pause, stellte Ernst Schmidt seine Hobbys und die dazugehörigen Praxistipps in den Bereichen Salmler und Frösche vor.
Zunächst ging er etwas näher auf die Zucht der „Roten Neon“ ein. Als Laichrost wurde dabei ein Kunststofffußabstreifer, wie er in den meisten Baumärkten zu finden ist, genutzt. Zusätzlich benötigte er einen Sprudelstein, Turmdeckelschnecken, Plastik-Gespinst sowie Torfkugeln aus der Koi-Zubehör-Abteilung. Daraufhin wurde das Wasser mittels Regen- und Osmosewasser auf einen Leitwert von ca. 35 – 40 µS zusammengemischt. Der beim Umsetzen der Alttiere, denen eine Schwankung des pH-Wert von ca. 8 nach 4-4,5 zugemutet wurde, durchaus beabsichtigte Schock gilt als gute Laichanregung. Nach dem Ablaichen wurden die Alttiere entfernt. In den darauf folgenden Tagen musste darauf geachtet werden, den Ablaichbehälter über einen sehr feinen Schwammfilter mit Luftheber sanft zu belüften und zu filtern. Nach ca. fünf Tagen konnten die ersten Larven beobachtet werden. Die Anfütterung gelang mit Pantoffeltierchen und den in Ernst Schmidts Gegend so bezeichneten „Rettichtierchen“ (Rädertierchen unbekannter Art). Im Anschluss konnten Mikrowürmchen und etwas Artemia verabreicht werden, die schließlich durch Flockenfutter ersetzt wurden. Nach dem dritten Tag wurden die Larven umgesetzt. Ernst wies noch besonders daraufhin, dass kaputte Eier am Boden hängen bleiben würden. Auch weitere Arten wie „Schwarzer Phantomsalmler“ und „Sawbwa resplendens“ wurden zum Vergleich bei der Aufzucht gezeigt, wobei Ernst jeweils auf die Verhaltens- und Zuchtunterschiede einging. Wolfgang Heinrichs unterstützte den Vortrag durch zahlreiche Bilder.

Direkt im Anschluss berichtete Ernst dann von seinen Erfahrungen mit Fröschen, bei deren Haltung er zunächst empfindliche Rückschläge in Kauf zu nehmen hatte. Da Lebendfutter für solche Tiere unentbehrlich ist, erläuterte Ernst zunächst geeignete Futtersorten wie Colembolen und Drosophilas sowie deren Haltung und Zucht. Seine Tipps zu Einrichtung und Pflege (der Einrichtung) waren für die meisten des Hörerkreises etwas Neues. Wir waren hier ja auf einem Welstreffen und wahrscheinlich hatten wir den Vortrag u.a. Peter DEBOLD zu verdanken, der dieses Hobby ebenfalls parallel zur Aquaristik betreibt. Ernsts Erfahrungen mit Welseiern kamen ihm dabei bei der Behandlung des Froschlaiches bei einigen Arten zugute, da sich mehrere Parallelen in der nötigen Vorgehensweise feststellen ließen. So wurden zu den Froscheiern ebenfalls einige Turmdeckelschnecken gegeben, die die Oberfläche des Geleges frei von Bakterien und Pilzen hielten. Um den Zeitplan einigermaßen einhalten zu können, wurde der dritte Teil des Vortrages „Welse“ vorerst abgesagt.

Mit Mike MEUSCHKES Vortrag, „Meine Aquaristik“ ging es-fast pausenlos-weiter.
Die Vorstellung der Mitbewohner in seiner Anlage, welche in sein Arbeitszimmer integriert ist, gelang ihm richtig gut und konnte den Zuhörern als Anregung dienen, ihre eigenen Anlagen auf diese Weise vorzustellen. Zu seinen „Stammgästen“ gehören u.a C65, Akysis vespa, Parotocinclus haroldoi, verschieden Boraras-Arten, Sturisomathychthis leightoni, S. cf. festivum, …
Bei Pseudomystus cf. siamensis kam es dann zwischen Ingo SEIDEL und Hans-Georg EVERS zu Diskussionen, wie das gezeigte Tier denn nun wirklich heiße (Anm. der Redaktion: Es handelte sich um Pseudomystus leaicanthus!). Die gesamte Anlage läuft über einen zentralen Rieselfilter mit ca. 75 Litern Biobällen und einer ca. 80 l Wasser fassenden Rücklauffilterkammer. Vermutlich werden die Verbindungsrohre von einer Gruppe unbekannter Anzahl Sewellia lineolata gereinigt, deren Vermehrung nicht so ganz zu vermeiden wahr (O-Ton: Mike MEUSCHKE). Wichtig erschien es ihm, nochmals auf die Bedeutung des Workshop-Gedankens hinzuweisen, und in unserer Zeit liegt es nahe, hier Wikipedia zu zitieren:

Quelle: Wikipedia.org., der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche: Ein Workshop (englisch für Werkstatt) ist ein Lehrgang [1], in dem der Moderator den anderen Teilnehmern nicht immer fachlich voraus sein muss – oft handelt es sich um einen Erfahrungsaustausch der Teilnehmer auf gleicher Ebene. Praxisbezogene Lehrgänge gehen teils über Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch hinaus und schaffen Neues oder geben den Teilnehmern Anregungen für weitere Entwicklungen.
In moderierten Workshops kommen Menschen zusammen, die gemeinsam Strategien entwickeln, Probleme lösen oder voneinander lernen wollen. Je stärker dabei Interaktionen zwischen den Teilnehmern ausgelöst werden und je weniger Vorbereitetes präsentiert wird, desto mehr neue Erkenntnisse gewinnen die Teilnehmer durch das Lernen voneinander.

Mehrtägige Workshops, bei denen die meisten Teilnehmer nicht aus dem Veranstaltungsort kommen, (sondern übernachten müssen) werden oft als Camp bezeichnet, im Internet-Bereich auch BarCamp.

Mike, wir haben verstanden!
Wir gehen im nächsten Jahr alle in das Mecklenburger Wels-Camp!
Mit neuen Gedanken und vielen Gesprächsthemen ging es zum Mittagessen.

Danach schlug Hans-Georg EVERS in die gleiche Kerbe wie Mike und rief uns nochmals dazu auf, doch auch mal einen Vortrag zu halten. Auch er stellte seine „heiligen Räume“ in der Öffentlichkeit zur Schau und erzählte uns von den Gegebenheiten und Erlebnissen mit seiner Anlage. Ohne Pause ging er zu einen Reisebericht „Hongkong – Aquaristik im Zentrum des Konsums“ über.
(Ein sehr lesenswerter Artikel hierüber ist in der Amazonas-Ausgabe Nr. 41 (Seite 66 – 73 ) zu finden.)
Da Hans-Georg sich nicht immer mit dem zufrieden gibt, was ihm angeboten wird, sucht er auch selbst immer nach Neuem, und so sah er sich auch in Hong Kong, New Territories um.
Und auch hier konnte er wieder etwas Nettes finden. Den lateinischen Namen konnte ich mir leider nicht merken, dafür prägte sich der umgangssprachlich verwendete Name „Sackhaargrundel“ um so fester ins Gedächtnis ein (Anm. der Redaktion: der wissenschaftliche Name lautete Sineleotris saccharae, weshalb es zu dieser etwas „freieren“ Übersetzung kam).
Weitere Ausschnitte verschiedener Reisen nach Indonesien, Borneo, Neuguinea,
Nordamerika, NewYork, Long Eyland, und Brasilien, Sao Paulo, Hochland wurden angesprochen.
Die Herstellung von Flusskies und Fischflockenfutter im Urwald zeugt von viel Fantasie.
Im Nachhinein frage ich mich, wie Hans-Georg das alles in einer 3/4h vortragen konnte.

 
Pause

Pause

Um einen „Input Overflow“ zu vermeiden, wurde erst mal Kaffeepause gemacht.

 

Ingo Seidel gab uns News aus der Welsszene in drei Teilen bekannt:
Der Inhalt des Vortrages sei hier der Menge wegen nur in Stichpunkten festgehalten.
 
 

Teil 1 Neubeschreibungen
Baryancistrus from Rio Xingu
L18 B. xanthellus, hier wurde zum ersten mal aquaristische Literatur berücksichtigt!
L18 L18 Jugendform, L85 Alttier
L177 B. xanthellus
L81 noch unbeschrieben.
L47 B. chrysolomus
L444 Chaetostoma formosae
L189 Pseudolithoxus kelsorum,
LG2 Otothyropsis pirebebuy
LG4 Rineloricaria parva
Spinipterus acsi Trugdornwels-Art aus Peru 5 – 6 cm Größe
 
Teil 2 Neue Importe
Spinipterus sp. „Novia otorongo“ 10 – 12 cm groß ( eher größer)
Pterobunocephalus depressus Zuchtversuche (Bratpfannenwelse)
P. sp. „Withe“
P. sp. „Peru“ atraktivste Art kommt über Sand vor. 7 – 8 cm
Dianema urostriatum
D. longibarbis
D. sp. „Manaus“
D. sp. „Rio Ituxi Red“
Corydoras ortegai nach Ichthyologe Ortega (Peru) benannt.
C. diphyes
C. amandajanea (Schwarzwasser-Art aus Rio Negro)
C. sp. aff. imitator C140 C39
Corydoras sp. C53 ca 7cm Sattelschnäuzer Ähnliche Art C. sychri
C. treitlii 6 – 7cm
Hara jerdoni (schönes rotes Tier)Gebirgsbachwelse
Pseudolaguvia ferruginea zunächst als Beifänge bei H. jerdoniGebirgswelse, Strömung eher kühles Gewässer, braucht viel Futter.
Gagata cenia
Trachelyichthis sp. „Rio Tapajós“ Trugdornwels-Art
Auchenipterichthys punctatus Beifang bei Trachelyichthis sp. „Rio Tapajós“, Schwarzwasserfische
Pseudolithoxus nicoi
L95 Pseudorinelepsis sp.Tannenzapfenwelse
L59 Ancistrus hoplogenys, Zuchtversuche bei Ingos Seidel.
Guianancistrus longispinis bei Jens Gottwald
Lithoxus sp. „Oiapoque“
Hemiancistrus medians
Pseudacanthicus fordii, der am stärksten abgeflachte Körperbau bei P.
 
Teil 3 Nachzuchten
Albinos von C. boesemani werden wohl in Dänemark weiter gezogen.
C. sp. „reynoldsi longnose“ CW12 Es konnten Bilder von den Eiern, Larven und Jungtieren
Hypancistrus sp. L4/L5/L28/L73 Albinos ausgefallen.
Panaqolus sp.(L374) unregelmäßig kleine Stückzahlen
Panaqolus sp (L397) unregelmäßig kleine Stückzahlen, unproduktiv.
Hypancistrus sp. (L450) werden mit zunehmender Größe produktiver. Sehr variabel.Bilder der Entwicklung vom Ei zum Jungtier.
Oligancistrus sp (L 86) Rio Tocantins, orangefarbene Eier.Eier entwickeln sich nicht richtig. Viele Versuche, ein Jungtier.
Hypancistrus sp. (L401) Erste Jungtiere.
Tatia dunni Nachzucht im Aquarium
Lophiobagrus cyclurus Einfache Vermehrung
Synotontis lucipinnis Bilder von Eientwicklung unterm Mikroskop bis Larvenstadium
 
Abschließend gab es noch ein paar nette Bilder von der ersten Fischfang-Reise mit Hans-Georg EVERS. Muss schon einige Jahre her gewesen sein…

Die nächste Aktion war ebenfalls von Ingo SEIDEL:
„Kaktuswelse- Pseudacanthicus-Arten“
Einige von uns kannten den Vortrag bereits vom L-Welstreffen 2011.
Zuerst wurde die Systematik von Pseudacanthicus, Leporacanthicus und Megalancistrus verglichen.

Die Gemeinsamkeiten liegen u.a. bei den Odontodenformen, außerdem benötigen sie einen carnivoren Futteranteil, was an der Bezahnung zu erkennen ist. Dabei bieten sich Krebstiere, Würmer, Aas, Mückenlarven, Mysis und Ähnliches an.

Die weiß gepunkteten P.s (L65, L97, L282, L320 L452) bleiben am kleinsten in der Gruppe. /sind die kleinsten Fische der Gruppe, dennoch kann mit einer Größe von 20-25cm gerechnet werden.
Hauptsächlich kommen die Fische im Nordosten Südamerikas, dem Amazonasbecken in Brasilien vor. Nachzuchterfolge sind in Becken mit mindestens zweihundert Liter Fassungsvermögen bereits bereits vergemeldet worden.

Während P. leopardus in den Rio-Branco-Zuflüssen in ca. 1,5m tiefem, strömenden Wasser zu finden sind, fängt man sehr schöne Tiere von Pseudacanthicus sp. (L25) im Xingu River in ca. 20 m Tiefe. Mittels Kompressor wagen sich die Fänger in diese Tiefe, um die begehrten Tiere zu fangen.

Die Geschlechtsunterschiede sind oft nicht so einfach und sicher, wie in der Literatur beschrieben, zu erkennen. Die Männchen haben in der Laichphase meist eine stärkere Beborstung am Kopfrand und den Pektoralen. Hinsichtlich der Pflege und Zucht sollten viele Versteckmöglichkeiten, tierische Nahrung, kräftige Filteranlagen, sauerstoffreiches Wasser und eine Wassertemperatur von ca. 26 – 30 °C geboten werden. Um die Tiere zu stimulieren, haben sich große Wasserwechsel (60% Ww/Woche, 1/3 Leitung, 2/3 Osmose-Wasser) mit einhergehenden Temperaturschwankungen und eine Absenkung des pH-Wertes bewährt.

Das Fortpflanzungsverhalten geht sehr ruppig vonstatten . Die Tiere verbeißen sich ineinander und schlagen Räder dabei. Nach der Paarung ist das Weibchen oft sehr übel zugerichtet. Die Gelege sind sehr groß. Der Gelegeklumpen ergibt eine Handvoll Eier, wie uns eines der gezeigten Bilder verdeutlichen konnte.

Es war bereits Abend geworden und die ersten verspüren schon ein Murren in der Bauchgegend.
Eine kleine Pause, um die Füße zu vertreten. Ab 19:30 wurde dann das große Buffett eröffnet. Der Andrang war wie immer sehr groß. Nach dem Stillen des ersten großen Hungers wurde zur Begleitung des Buffetts von Elko KINLECHNER ein weiterer Vortrag “ Landunter in Amazonien“ gezeigt. Die Bilder offenbarten uns im Gegensatz zu den bekannten Bildern am Ende der Trockenzeit einen ganz anderen Pegelstand der Flüsse. Daran, mal schnell Fischchen zu fangen, war hier nicht zu denken.

Ernst SCMIDT ließ es sich nicht nehmen, seinen restlichen Vortragsinhalt über den Teil Welse zu präsentieren. Spontan kam es zu weiteren Angeboten. Florian LAHRMANN brachte einen Beitrag über Urzeitkrebschen, mit denen er sich in letzter Zeit beschäftigt. Vorgestellt wurden typische Biotope und sehr gute Bilder verschiedener Arten dieser sog. Feenkrebschen und Pfeilschwanzkrebschen.

Martin GRIMM ließ für den restlichen Abend eine Diashow ohne weitere Kommentare über Vogelaufnahmen in Tansania laufen.

Nach dem Sonntagsfrühstück startete Ulrich MACHOLDT mit „Szenen einer Ehe- Meine Frau, meine Aquaristik und ich“.
Neben „Strukturen in der Familie“, „Verteilung, Raumnutzung für Aquaristik und Zubehör“,
„Taktische & psychologische Kriegsführung“, um den Bestand der Aquaristik im eigenen Heim zu erhalten, gab es bei vielen der Zuschauer zahlreiche Wiedererkennungseffekte. Dass wir nichts nach außen dringen lassen sollen, war da schon eine Aufforderung, die sich eh von selbst verstand.
Und auch beim Mecklenburger Welstreffen wird gelegentlich Faust zitiert.

Faust I, Erster Akt, Szene: Studierzimmer, Vers 1339 – 1340
Denn alles was entsteht, ist Wert, das es zugrunde geht, …
Dazu fiel mir spontan Fontane mit „Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand“ ein…

Zum Abschluss der diesjährigen Veranstaltung zeigte uns Andreas Tanke die einzelnen Entwicklungsschritte der Positiv-Liste die ich hier in Stichpunkten grob wiedergegeben möchte:
 

Zierfischimporte aus Brasilien gestern /heute/morgen.
1989 Erste Positiv-Liste,Es sind rund 45 Arten auf der Liste.
DATZ ist bei L51
1990 zweite Positiv-Liste
DATZ ist bei L62
1992 Dritte Positiv-ListeNeue Gattungen
1992 Sonderheft DATZ – Harnischwelse
DATZ ist bei L111
1994 vierte Positiv-Liste
DATZ ist bei L189
1995 Aqualog all L-numbers
2001 Sonderheft DATZ – Harnischwelse II
14 neue Gattungen
2002 Welsatlas Teil I
DATZ ist bei L320
2003 Konferenz mit IBAMA Wissenschaftler und Exporteure
2003 Am Ende des Jahres kam es zum freiwilligen Fangverbot für L46
2004 all L-numbers
2004 L-numbers DATZ
2004 Mitte des Jahres, L46 kommt auf die „Rote Liste“
2005 fünfte Positiv-Liste
2005 Welsatlas Teil II
2008 sechste Positiv-Liste
2008 Im August kam das Ende der freien Exporteure
2009 erste Internationale L-Wels-Treffen
2009 Vorstellung des Anatol’schen Schlüssels.
Kriterien für Positiv-Liste
2011 zweite Internationale L-Wels-Treffen in Hannover.
2012 siebte Positiv-Liste (04.01.2012), 725 Arten
 
Gegen 10 Uhr wurde von unserem Gastgeber Peter DEBOLD das diesjährige Treffen offiziell beendet.
Wir haben uns vorgenommen, Fische mitzunehmen, … bei „De Fischer un sin Fru“.
Geräucherte Lachse, Rotbarsch und Dorschrolladen.
Auch bei einem Aquarianer muss es nicht immer der Fisch im Aquarium sein.

Fragt sich nur noch, warum das Mecklenburger Welstreffen Mecklenburger Welstreffen heißt, wenn es doch in Vorpommern ausgetragen wird.
Einige Daten: Das erste Treffen fand bereits 1978 statt. Das Mecklenburger Welstreffen ist eine Initiative von Peter DEBOLD.

Danke Peter, für die alljährliche Organisation und Einladung!

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